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Drei TuSsies in den französischen Alpen – Trainings- und Wettkampfbericht

By 17. August 2014September 14th, 2014No Comments

Flach und windig – das kennen wir ja nun Alle zu genüge. Deshalb machten sich im August 2014 René L., Hendrik G. und Matze K. nun mitten in der europäischen Triathlon-Saison auf, das Hochgebirge etwas besser kennen zu lernen. Ein mythischer Standort war schnell gefunden: L’Alpe d’Huez – neben Galibier, Tourmalet und Mount Ventoux einer der „grands 4“ unter den Bergen der Tour de France.

Neun Tage Bergabenteuer. Mit dem Flieger nach Genf und dann weiter mit dem Mietauto über Annecy und Grenoble hinein in die Alpen. Schon am Ende der Anreise konnte man sich einen Eindruck von den 21 „virages“ (Kurven) der 14,7km langen Auffahrt machen. Jede Kurve ist einem oder mehreren Siegern von hier ausgetragenen Tour-Etappen gewidmet. Lance Armstrong ist gleich mehrfach darunter. Vor allem aber auch jede Menge Niederländer, weshalb man l’Alpe d’Huez auch den „Berg der Holländer“ nennt. Sie stellen nach den Franzosen auch die größte Gruppe von Radsportbegeisterten vor Ort.

France 1  Panorama

Neben zahlreichen geplanten Ausfahrten in der Region hatte sich das Trio auch für die seit neun Jahren stattfinden Mehrkampf-Wettbewerbe angemeldet, darunter ein Duathlon (27.7.) und ein Triathlon (31.7.), beide mit dem Schwerpunkt auf dem berühmt-berüchtigten Bergstück nach l’Alpe d’Huez.

Schlafen auf 1.800m – auch daran muss sich der Körper erst mal gewöhnen. Matze, gerade erst von Erkältung genesen, wegen der er das 2.BuLi-Finale in Grimma verpasst hatte, hatte die größten Anpassungsschwierigkeiten und Kopfschmerzen in den ersten Tagen. Dennoch nahmen er und Hendrik dann schon am ersten Tag den Anstieg unter die Räder. Immerhin wollte man ja wissen, was einen tags darauf beim Duathlon genau erwarten würde.

Der erste Wettkampftag wurde dann mit einem ruhigen Schwimmen in traumhaftem Panorama eröffnet: Das Freibad von l’Alpe d’Huez liegt mitten zwischen den Skihängen und soll wohl auch im Winter zugänglich sein.

France 2 Schwimmbad

Der Duathlon war dann eine Lehrstunde für uns Flachlandtiroler. Ausgeschrieben waren 5 – 15 – 2,5 km, faktisch waren es wohl eher 7 – 16 – 3. Vor allem der deutlich zu lang geratene erste Lauf, bei 30°C durch den Talort Le Bourg d’Oisans, sorgte für eine fiese Vorbelastung noch vor dem Anstieg. Die Konkurrenz war gewaltig. Nicht umsonst gibt es in Frankreich zwei nationale Duathlonligen, in denen auch die Weltelite, zumeist bekanntermaßen aus Belgien, an den Start geht. So kam auch Matze als flottester Läufer gerade mal als 27. zum Wechseln. Für alle Drei ging das Staunen über die Konkurrenz aber dann erst los. Alle mussten bergauf zahlreiche offensichtlich bergfestere Athleten vorbeilassen. Viele davon kämpften freilich in einer anderen Gewichtsklasse (60kg und weniger), aber ganz so krass hatten wir das trotzdem nicht erwartet. Nach gut einer Stunde Kletterzeit fiel der zweite Lauf dann Allen erwartungsgemäß schwer. Matze wurde 49., René 103. und Hendrik 170. Altmeister René hatte es jedoch tatsächlich noch in seiner AK aufs Podium geschafft!

 

Mit schweren Beinen ging es tags darauf Richtung Col du Galibier, mit 2.600m Höhe schon oft das „Dach der Tour“. Von Le Bourg d’Oisans (auf 700m) aus fährt man zunächst ca. 10km in welligem Terrain, ehe sich der 36km lange Anstieg anschließt. Bis zum Zwischengipfel, dem Col du Lautaret (auf 2.000m), bleibt die Steigung sehr moderat, erst die letzten knapp 9km ziehen einem so langsam den Zahn. So dauerte der 50km lange Hinweg schon gut 2:30 Stunden. Belohnt wird man einem Gipfelbild, tollem Ausblick und jeder Menge Natur. Zwischendurch querten Kühe die Fahrbahn, die uns auch auf der Abfahrt noch einmal ausbremsen sollten. Die 36km bergab vergingen dann auf kurvenarmer und bestens asphaltierter Strecke im 50er Schnitt. Hier ließ es sogar Kurvenschisser Matze richtig rollen und war selbst überrascht, als er unten zuerst ankam. Auf der Rückfahrt nahmen wir noch die 9km hinauf nach Les Deux Alpes, ein weiteres Skigebiet mit. Dieser Berg ist zwar bei der Tour „nur“ als 1. Kategorie, nicht als „Hors Classe (HC)“ klassifiziert, kostete aber Ullrich seinerzeit den Gesamtsieg, als ihn 1998 hier hinauf ein Hungerast erwischte. Sieger damals: Marco Pantani.

France 3 Galibier

France 4 Serpentienen

Nach einem Regentag, der mit längerem Lauf, ausgedehntem Schwimmen und einer kurzen Radausfahrt zum Col d’Ornon verbracht wurde, wurde auch klar, wie „wetterfühlig“ und instabil die Region ist: Binnen Minuten können sich ein klarer Himmel dort oben völlig verdunkeln und Nebelbänke mit unter 50m Sicht entstehen. Und manchmal löst sich dann alles ebenso schnell wieder auf.

Besseres Wetter am Tag vor dem Triathlon. Unsere Ausfahrt begrenzten wir vernunftbedingt dann trotzdem auf „nur“ einen Pass. Die Fahrt nach „La Bérarde“ war ein besonderes Naturhighlight. Entlang eines reißenden Wildbaches waren dieses Ma abseits der ganz großen Radsporttourimassen unterwegs. Landschaftlich war das eines der absoluten Highlights, unbedingt weiterzuempfehlen.

 France 5 Wildbach  France 6 Rad am Zaun

Donnerstag, Tag des Triathlons: Auf dem Programm standen 1,2km Schwimmen in eiskaltem Bergsee, dann 30km Rad (davon gut die Hälfte brettflach, die andere Hälfte wieder hinauf nach l’Alpe d’Huez) und schließlich 7,3km Laufen im Skigebiet. Das Panorama: traumhaft. Die Stimmung: tour-de-france-mäßig!

Das kalte Seewasser (ca. 14°C) ließ alle Teilnehmer so richtig schlottern. Da das Wasserreservoir des Lac du Chambon nur für den WK außerordentlich zugänglich gemacht wurde und ein enges Zeitfenster zur Verfügung stand, war kein Einschwimmen möglich. Der Startschuss erfolgte dann auch noch rund 5min zu früh, sodass manch ein Athlet noch gar nicht im Wasser war und auch René und Matze noch einige Meter von der Startlinie entfernt. Hendrik war zunächst super platziert, verlor nach einem harten Schlag gegen den Kopf dann an der ersten Boje aber zwischenzeitlich die Orientierung und das Vertrauen in seine Fähigkeit, sich über Wasser zu halten. Angesichts des Massenstarts von 1.200 Teilnehmern war er damit sicher kein Einzelfall. So kam diesmal Matze als Erster aus dem See, rund 18min waren vorbei. Hendrik sofort dahinter. René hatte das kühle Bad noch etwas länger genossen.

Auf dem Rad schlug diesmal Matzes Stunde. Schon in der Ebene fuhr er Oberkante-Unterlippe. Einerseits hatte er die Hoffnung, die Bergziegen eher dort distanzieren zu können. Andererseits hatte er natürlich auch Schiss, am Berg dafür zu bezahlen. Doch diese Quittung blieb aus. 7 min schneller als im Duathlon und das bei durchgehend um zwei Ritzel dickerem Gang, raste er dieses Mal den Berg hinauf und überholte schließlich sogar einige Profis wie Weltcupstarter Ceccarelli (Italien) und den dreifachen Olympiasieger sowie Xterra-Weltmeister Marceau. Auch im Lauf verließen ihn die Kräfte nicht. Wenige Sekunden hinter Etienne Diemunsch (Weltcupsieger 2011 und amtierender Duathlon-Weltmeister) finishte er auf Rang 21. Angesichts des hochklassigen Feldes vielleicht sein sportlich hochwertigstes Ergebnis überhaupt in den letzten Jahren.

René saugte sich bergauf langsam, aber sicher wieder an Hendrik heran und konnte ihn im Laufen ganz knapp auf Distanz halten. Die Beiden liefen auf den Rängen 174 und 177 ein, waren nicht ganz so happy wie Matze, aber doch begeistert von Atmosphäre und Ambiente des Rennens – für jeden von uns eines der absolut schönsten und erlebnisreichsten jemals. Tausende Zuschauer hatten die Serpentinen gesäumt und laut brüllend die Namen von den Startnummern abgelesen: Franzosen, Briten, Holländer, Spanier, Italiener und Deutsche. Bestes Vokabeltraining für internationale Anfeuerungsbegriffe.

France 7 Wechselzone

Extrem müde Beine, schlappe Arme, hier und da auch etwas Rücken- und Sitzbeschwerden… sei’s drum, die Königsetappe am Folgetag ließen wir uns nicht nehmen. Von der Unterkunft ging es dieses Mal die Rückseite des berühmten Berges hinunter und dann hinein in die 27km lange Steigung des Col de la Croix de Fer, wieder über 2.000m gelegen. Die Strecke erwies sich nach der Vorbelastung als zäh, aber traumhafte Bergseen, sattgrüne Wälder und ein Blick bis nach Italien waren allemal Lohn genug. Auch hier eine gut überschaubare, pfeilschnelle Abfahrt als der Belohnung zweiter Teil!

Aber nun ja, wo man runtergefahren ist, muss man auch wieder hoch. Also wurde l’Alpe d’Huez dieses Mal von der Rückseite (17km) bezwungen und die Fahrt direkt nach der Ortsdurchquerung hinauf zum Col de Sarenne fortgesetzt. Nach über 5 Stunden Fahrzeit nochmal auf über 2.000m angekommen, kletterten Hendrik und Matze dann ohne Räder auf den nächsten Felsen, um den Blick ins Tal voll auszukosten. Mehr als 3.000 Höhenmeter waren es auch an diesem Tag!

France 8 Bergsee

Nach so viel Schinderei passte es ganz gut, dass für den Samstag Regen angekündigt war. So beschränkten wir uns zunächst auf Laufen und Schwimmen. Als es nachmittags dann zwischenzeitlich aufklarte, wagten wir uns noch einmal raus und fuhren den Col de Sarenne noch einmal von seiner Rückseite (15km, 1.200hm). Das reichte vollends und das einsetzende Gewitter hätte uns bei Fortsetzung dann auch auf dem Gipfel erwischt. Glück gehabt!

 

Sonntag, 3.8., Abschlusstag. Bestens informiert über den Ausgang der Regio-Wettbewerbe am Müggelsee, waren die Räder heute schon verpackt. Wieder standen Schwimmen und Laufen auf dem Programm. Dann kamen wir nicht umhin, uns noch ein wenig auf Sommerrodelbahn, Seilrutsche und dergleichen zu amüsieren. Ein runder und gelungener Abschluss einer tollen Woche in den Bergen!

France 9 Rodelbahn

Allen, die in Rennradfahren mehr sehen als den ungeliebten Übergang vom schnellen Schwimmen zum sehr schnellen Laufen, und die eine neue Herausforderung suchen, werden die Alpen hiermit wärmstens an Herz gelegt. Sportliche Leistungsfähigkeit, mentale Stärke, dazu wunderschöne Landschaften und immer ein Hauch von Tour de France in der Luft. Das alles und noch viel mehr kann man hier haben!

 

Ergebnisse Duathlon (27.7.14)

Ergebnisse Triathlon (31.7.14)

 

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