Einer der erfolgreichsten Sportler unseres Vereins wird 2018 einen großen Schritt wagen: Norman hat bei der DTU eine Profi-Lizenz beantragt und will sich künftig auf die Mitteldistanz konzentrieren. Er erzählt uns, was ihn antreibt, wer ihn unterstützt, welches seine Ziele sind und was sich für sein Sportlerleben ändert.
Norman, was war Deine Motivation, die Profi-Lizenz zu beantragen? Wann fiel die Entscheidung?
Die Entscheidung fiel Ende 2017. In den letzten Jahren habe ich viel Erfahrung auf der Sprint- und Kurzdistanz in der 1. und 2. Bundesliga gesammelt. Ich brauche aber immer neue Reize, um motiviert zu bleiben. Einige wenige Mitteldistanz-Rennen habe ich auch schon gemacht.
Für Starts in der Altersklasse halte ich mich noch zu jung. Ich bin ein Wettkampftyp, brauche das Mann-gegen-Mann-Gefühl und Rennübersicht. Das ist ein Grund, warum ich lieber im Profifeld starten möchte als beim Rolling-Start in der Altersklasse. Ich bin schon gegen große Jungs unseres Sports gestartet und will weiterhin neben denen an der Startlinie stehen. Ich habe einfach Bock, den nächsten Schritt zu gehen. Das innerliche Feuer brennt.
2017 in Grimma, 2. Bundesliga
Welche Lizenz hast Du genau beantragt?
Ich habe erstmal den DTU-Elite-Pass beantragt. Der ist Voraussetzung, um im Profi-Feld zu starten. Danach kann ich weitere Lizenzen erwerben, wie die „Ironman Pro Membership“. Diese kostet dann 900 Dollar und man hat eine Flatrate für alle Ironman-Rennen für ein Jahr.
Ist Dein Ziel nun die Qualifikation für die 70.3 WM 2019 in Nizza?
Nein, mein Ziel war es nie, mich für die 70.3-WM zu qualifizieren. Ich hätte es trotzdem als Anlass genommen, fünf 70.3-Rennen zu absolvieren, um zu schauen, wo man so steht. Nun hat sich das Qualifizierungs-Reglement für 70.3-Rennen der Profis geändert und ist wie bei den AK-Athleten: eine! sehr gute Platzierung reicht aus.
Dadurch wird die Qualifikation einerseits schwerer, andererseits bin ich als Athlet flexibler und kann auch bei anderen Rennen als denen vom Veranstalter „Ironman“ teilnehmen, unendlich viele Mitteldistanzen in einem Jahr kann ich ja nicht machen.
Wer unterstützt Dich bei dem, was auf Dich zukommt?
Unterstützer habe ich einige, wenn auch nichtmonetärer Art. Ich glaube, dass unser Sport auf hohen Niveau nur mit Unterstützung von „zu Hause“ möglich ist. Dies fängt in der Jugend an, wo die Eltern hinter dem Sport stehen müssen.
Mein Papa nimmt selbst seit vielen Jahren an Volks-Triathlons teil. Bei meinem ersten Triathlon mit 7 Jahren in Kallinchen ist er hinter mir hergeschwommen, damit meine Mama halbwegs ruhig am Ufer stehen konnte. Die wiederum unterstützte mich vor und nach dem Start fleißig. Ich glaube jeder, der schon mal als Betreuer bei einem Wettkampf dabei war, weiß, wie anstrengend das ist. Da fragt man sich nach so einem Tag oft selbst, was nun anstrengender ist: selbst zu starten oder betreuen.
Welche Hilfe gab es noch von Deiner Familie?
Auch später, wenn man älter ist, aber längst noch nicht auf eigenen Beinen steht, ist viel Unterstützung und Verständnis notwendig. Ich selbst war in der glücklichen Lage während meines Studiums von meinen Eltern und Großeltern unterstützt zu werden und nicht parallel arbeiten zu müssen. Nur so ist es mir gelungen, mir mein scheinbar teures Hobby zu finanzieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass man wenig Zeit hat, Geld auszugeben, wenn man trainiert.
Seit zehn Jahren bin ich Ostern im Trainingslager. Für die Familie ist das natürlich nicht so toll. Meine Großeltern haben gefühlt immer an einem Bundesliga-Wochenende Geburtstag, sodass ich oft nicht mitfeiern kann. Und die Freundin muss auch verzichten und kann nicht ab 18:00 mit ihrem Freund auf der Couch sitzen.
Wie stemmst Du das Finanzielle? Hast Du Sponsoren für die Reisen, die Wettkämpfe und das Material?
Offizielle materielle oder gar finanzielle Sponsoren hatte ich bisher nicht. Dafür fehlt mir wohl das Vertriebs-Gen. Wer da ´ne Idee hat, kann sich gern bei mir melden ;-). Wichtig ist die Unterstützung vom Verein. Der TuS ermöglicht mit einem geringen Jahresbeitrag ein großes Trainingsanbot und kommt für viele Kosten während der Rennwochenenden auf.
Außerdem kann ich mich nur immer wieder ganz doll bei Roger bedanken, der schon viele Stunden an meinen Rädern gebastelt hat und für alles eine Lösung findet. Und auch bei Birgit (Krüger) und Heiko (Gärtner), bei denen ich immer spontan vorbeischauen kann, wenn der Körper mal streikt. Eiko von Race Runner unterstützt mich mit Laufkleidung und in der Bundesliga werde ich dieses Jahr mit KYZR-Laufrädern unterwegs sein.
Norman 2016 auf Elba mit Matze und Hendrik
Wie sehen Deine Ziele für das 1. Jahr mit Elite-Lizenz aus?
Das werde ich oft gefragt. Während meines Studiums habe ich gelernt, das Ziele SMART (spezifisch, messbar, ambitioniert, realistisch und terminiert) sein müssen, quantitative Ziele besser als qualitative Ziele sind.
Mein Hauptziel ist schwer messbar und hat mehr qualitativen Charakter. Ich will einfach Spaß haben und versuchen, die gestandenen Jungs, die nebenbei gar nicht oder nur wenig arbeiten gehen, ein bisschen zu ärgern. Ohne ein Psychologiestudium ist das wohl nicht quantifizierbar.
Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Wettkämpfe machen quantifizierbare Ziele wie „ich will bei Wettkampf X Platz Y erreichen“ im ersten Jahr wenig Sinn. Ich würde zu stark hinterfragen, ob sich der ganze Aufwand lohnt, nur um ein paar Plätze weiter vorne zu liegen. Am Ende interessiert es nur wenige. Das ist hauptsächlich Selbstverwirklichung. Ich habe einfach Bock drauf!
Wie sind Deine Erwartungen für die nächsten Jahre?
Mal sehen, was kommt! Das ist mein langfristiger Plan. Das wichtigste ist, dass ich Lust darauf habe. Mir müssen die meisten Trainingseinheiten Spaß machen oder zumindest nach der Einheit muss ich sagen können: geil! Dafür verzichte ich auf viele Dinge wie mehr Zeit mit Familie und Freunden außerhalb des Sports. Wenn ich dafür nicht mehr bereit bin und beruflich nicht alles unter einen Hut bekomme, dann werde ich die Situation neu beurteilen.
Norman mit den Kollegen des 2.-Liga-Teams 2017
Was ändert sich für dich im Trainingsalltag?
Die größte Änderung resultiert daraus, dass ich inzwischen als Projektingenieur bei einem Triebwerksinstandhaltungsunternehmen in Ludwigsfelde arbeite. Mein Arbeitsweg ist mit 30 Kilometern recht lang. Da bleibt nicht viel Zeit, wenn man die Arbeitswege nicht sinnvoll nutzt.
So fahre ich entweder mit dem Rad oder laufe einen Teil der Strecke zur Arbeit. Dahinter gibt es einen festen Algorithmus, der Störfaktoren u.a. wie schlechtes Wetter, notwendiges Equipment und Müdigkeit berücksichtigt, alles mit aufwendigen Formeln in Excel programmiert. Wer sich dafür interessiert, kann sich gern melden! So kann ich meinen zehnstündigen Arbeitsweg pro Woche in achtstündiges Training umwandeln.
Eine weitere Änderung ist, dass das Radfahren auf der Mitteldistanz wichtiger ist als in der Bundesliga. Hierfür habe ich mir eine Rolle gekauft und saß in den letzten zwei Monaten sogar schon zweimal drauf!
Hast Du schon einen Wettkampfplan für 2018?
Es gibt schon einen groben Plan, gemeldet habe ich noch nicht. Die DM in Ingolstadt über die Mitteldistanz steht fett im Kalender, ebenso das 70.3 Rennen in Jönköping. Geplant ist ein Start bei der Challenge Turku (Finnland). Ich habe in Turku ein Semester studiert, weshalb ich dort gern starten und es mit Besuchen bei finnischen Freunden verbinden möchte. In den letzten Jahren hat es aufgrund der Bundeliga-Termine leider nie geklappt.
Ansonsten stehen natürlich noch einige Bundesliga-Rennen auf dem Plan. Welche genau, weiß ich noch nicht. Wir haben für dieses Jahr eine Startgemeinschaft mit dem TVB 09 geschlossen. Das Training mit den Jungs macht viel Spaß und ich freue mich deshalb umso mehr auf die gemeinsamen Wettkämpfe. Ich glaube, wir können da eine starke Truppe an die Startlinie bringen. Ich bin sehr gespannt!
Wir wünschen Dir viel Erfolg für die Saison und wenn es gebraucht wird auch das nötige Quäntchen Glück.