Wie berichtet belegte Hendrik am letzten Sonntag den Silberrang auf der Mitteldistanz beim BerlinMan. Er musste sich einzig dem Sieger der Jahre 2012 und 2014, Profitriathlet Florian Seifert, geschlagen geben. Wir sprachen mit ihm über das Rennen, die Vorbereitung, seine Gesundheit und was er demnächst plant.
– Hallo Hendrik, zunächst einmal Glückwunsch zur tollen Leistung beim BerlinMan. Viele TuSsis waren positiv überrascht von Dir. Du selbst auch? Wie war deine Verfassung vorher?
Arbeitsbedingt habe ich in den letzten zwei Jahren weniger trainiert als ich wollte. Erst ab Juli diesen Jahres hatte ich wieder mehr Luft, um mich mit meinem Lieblingshobby zu beschäftigen. Ich habe schnell gemerkt, dass das Training gut anschlägt und sich der Körper wieder daran erinnert, wie die Bewegungen funktionieren. Daher hatte ich ein gutes Gefühl und freute mich auf den BerlinMan, den ich im Kalender fett als Highlight markiert hatte. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl fitter zu sein als 2012, als ich den 6. Platz erzielte. Daher zweifelte ich daran, ob es für die Top10 reichen würde. Interessanterweise haben mir einige Leute gesagt, dass sie mir viel zutrauen. Vielleicht wussten die mehr als ich?
– Wie lief der BerlinMan im Einzelnen? Kannst Du uns kurz schildern, wie es Dir ergangen ist? Was hast Du von den anderen Startern im Top Ten Bereich mitbekommen?
Beim Schwimmen verpasste ich die sechsköpfige Spitzengruppe knapp, weil ich mich ungünstig am Rand des Feldes positioniert hatte. Die zweite Gruppe reduzierte nach 200m deutlich das Tempo. Ich entschloss mich, locker mitzuschwimmen, um Energie für das Radfahren zu sparen. „4min auf den Ersten“ rief der Sprecher eingangs der Wechselzone. Eigentlich zu viel für die erste Disziplin, dachte ich. Leider hatte ich auch keine Gesellschaft beim Radfahren, so dass ich 90Km alleine fuhr. Wieder doof, dachte ich.
Vielleicht aber auch ein Vorteil, weil ich so mit konstanter Intensität gefahren bin. Ich bin verhalten gefahren, um möglichst frisch auf die Laufstrecke zu gehen. In der letzten Runde verpasste ich leider eine Trinkflasche an der Verpflegungsstation und trocknete innerlich etwas aus. Als ich dann beim Wechsel erfuhr, dass ich an 3. Stelle lag, war ich positiv überrascht.
Der Laufschritt fühlte sich gleich recht gut an, auch wenn ich nach dem gefühlt entspannten Schwimmen und Radfahren nun kämpfen musste. Es gelang mir jedoch ein gleichmäßig hohes Tempo über die gesamte Distanz zu laufen. Meiner Erfahrung nach überholen mich beim Laufen immer mindestens 5 Leute. Durch die gute Versorgung mit Zwischenzeiten und Kommentaren von den Zuschauern, wurde mir dann aber klar, dass es diesmal anders laufen kann.
Ich wusste also stets ziemlich genau wo die anderen Läufer waren. Es war sehr motivierend, dass sich der Abstand auf den Zweiten Jonas Repmann kontinuierlich verringerte. 6km vorm Ziel konnte ich ihn dann einfangen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich beim abschließenden Lauf eines Triathlons schon jemals Plätze gut gemacht hätte!
– Hast du dich noch spezifisch auf den BerlinMan vorbereitet?
Der BerlinMan war mein Saisonziel. Der Fokus lag ganz klar beim Laufen. Ich wusste, dass ich beim Schwimmen und Radfahren mit relativ geringem Aufwand auf ein gutes Level komme. Ich habe alle Läufe morgens nüchtern vor dem Frühstück gemacht, allerdings nur aus Zeitgründen, aber vielleicht hat sich das ja positiv auf den Fettstoffwechsel ausgewirkt. Dabei habe ich viele Tempodauerläufe eingebaut. Intervalltraining auf der Bahn habe ich gar nicht gemacht. 2 Wochen vorher bin ich noch beim Mercedes-Benz-Halbmarathon gestartet, was vermutlich dazu beigetragen hat, dass ich das Lauftempo beim BerlinMan trotz der Temperaturen gut halten konnte. In der BerlinMan-Woche bin ich nur 1x8Km gelaufen, davon einen Kilometer über dem Halbmarathontempo. Nebenbei habe ich Mobility-Training mit Faszienrolle angefangen und bilde mir ein, dass das Laufen dadurch leichter geworden ist.
– Einige wissen es ja, 2015 hattet du mit gesundheitlichen Problemen. Das scheint jetzt überwunden? Wenn ja, wie hast du es geschafft?
Leider sind die gesundheitlichen Probleme noch nicht überwunden. Ich habe seit vielen Jahren synthetische Schilddrüsenhormone genommen, um einen Mangel auszugleichen. Obwohl ich recht leistungsfähig war, hatte ich immer das Gefühl ausgebrannt zu sein. Da die Ärzte keine Erklärung oder Alternativen hatten, entschloss ich mich zu einem Auslassversuch. Nach der dadurch verursachten starken Schilddrüsenunterfunktion, wechselte ich zu einem natürlichen Präparat. Damit fühle ich mich zum ersten Mal richtig gesund! Hinzu kommen weitere Maßnahmen, wie eine zu 90% roh vegane Ernährung mit Nährstofftracking, B12 Supplementation, Solarium (für Vitamin D) und gelegentliches Fasten. Noch immer bin ich auf der Suche nach einer Lösung, um ohne Medikamente auszukommen.
– Viel hat man ja in dieser Saison nicht gehört bzw. gesehen von Dir. Du warst mit Norman und Matze auf Italienreise und bist in der Regionalliga mit Zweitstartrecht für den SCC gestartet. Wie lief es da?
Wie gesagt, bin ich eigentlich erst richtig im Juli in die Saison eingestiegen. Die Italienreise war trainingstechnisch mit Minimalaufwand vorbereitet. Bei dem ersten Regiowettkampf hatte mir noch die Laufform gefehlt, was bei diesem windschattenfreien Rennen Platz 22 bedeutete. Die Kurzdistanz in Havelberg mit Windschattenverbot lief schon deutlich besser mit Platz 11. Vor dem BerlinMan war ich mit Matze noch in Templin und beim Crosstriathlon in Zittau und habe daher auch mit dem MTB trainiert.
Hendrik mit Norman, Matze und einem italienischen Eintopf
– Ist die Saison jetzt für Dich schon vorbei oder machst Du noch Wettkämpfe?
Ich habe noch Lust auf einige Wettkämpfe, setze mir da aber keine große Ziele. Ich werde einige Läufe mitmachen, u.a. auch bei der SCC Cross Challenge. Auch bei Rund um Strausberg bin ich gemeldet, danach . kommen eventuell noch einige Crossrennen.
– Und unsere letzte Frage: wie wird es nächstes Jahr bei Dir weiter gehen? Was planst Du sportlich?
Da habe ich noch keine konkreten Pläne. Es hängt auch davon ab, ob ein Regionalligateam zustande kommt. Außerdem habe ich gerade Lust auf Crosswettkämpfe (Laufen und Triathlon). Auch könnte ich mir vorstellen, die Bike Transalp zu fahren. SwimRun wäre auch mal interessant. Hmm, und nach Hawaii wollte ich auch irgendwann mal.
Das hört sich vielversprechend an, wäre schön, wenn Du uns auf dem Laufenden halten kannst. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Deinen Plänen für 2017 und bedanken uns für das Gespräch!
