Louis startete vergangenes Wochenende beim 70.3 Ironman in Danang, Vietnam. Die klimatischen Bedingungen waren nicht ohne. Lohn für die Strapazen ist ein Startplatz bei der 70.3-WM Anfang September in Nizza. Louis hat den Weg dahin dokumentiert…
Rennen in Hitze und Feuchtigkeit sind brutal. Für den Körper, der in Berlin bei Abflug an 5 Grad gewöhnt war, machten es 34 Grad und 88% Luftfeuchtigkeit sogar unmöglich, nur am Strand zu liegen.
Ich bin am Mittwoch vor dem Wettkampf in Danang angekommen. Der Jetlag hat es mir noch schwerer gemacht, mich an das Klima zu gewöhnen, aber trotzdem habe ich meine Fitness gerade rechtzeitig für den Wettkampf zurück bekommen. Ich bin 3 Stunden vor dem Start aufgestanden, um 3 Uhr morgens und hatte genügend Zeit zu frühstücken. Drei Tage vor dem Wettkampf probierte ich lokales Essen, aber am Renntag hielt ich mich an das, was mein Magen gewöhnt ist, Brot und Cornflakes.
Die Zeit vor dem Wettkampf war stressfrei. Ich habe es sogar geschafft, meine Beine zu rasieren und die Rennnummern erfolgreich aufzukleben. Normalerweise, schaffe ich es nie, alle vier Nummern richtig zu platzieren oder komplett aufzukleben, also war es das erste Mal in meinem Leben. Ich war sehr stolz auf mich.
Ich hatte einen guten Start. Das Schwimmen ohne Neo liegt mir besser als mit. Ich habe mich im Wasser wohl gefühlt, aber ich habe darauf geachtet, mich wegen der Temperatur nicht zu überhitzen. Weil ich mir solche Sorgen machte, auszutrocknen, trank ich vor dem Start sehr viel Wasser (ca. 2 Liter über 3 Std). Ich musste eine „Toilettenpause“ machen, bevor ich aus dem Wasser kam. Es hat mich verlangsamt, aber am Ende gab es mir einen Vorteil mit mehr Wasser im Körper an einem Hitzetag. Ich beendete das Schwimmen nach 33 Minuten.
Mein erster Wechsel verlief reibungslos. Als ich auf dem Radweg gestartet bin, war die Gruppe verteilt. Bald fing ich an, andere Konkurrenten zu überholen. In Asien fährt man langsamer als in Deutschland. Trotzdem ist es eine regionale Meisterschaft, sie fuhren viel schneller als bei anderen Wettkämpfen in Asien. Es war ein flacher Kurs die ganze Strecke. Ich fuhr die meiste Zeit auf dem Auflieger. Während ich gefahren bin, stieg die Temperatur weiter an, aber ich hielt die Geschwindigkeit am Ende einer kleinen Gruppe bei 38 km/h, so dass ich die 10 Meter gegen Windschatten halten und gleichzeitig einige Vorteile erzielen konnte.
Die Hitze kochte langsam mein Gehirn. Als ich mich der Abstiegslinie näherte, wurde mir schwindelig als ich mich aufrichtete, da ich davor 2 Stunden 24 Minuten den Kopf fast durchgängig unten gehalten hatte. Mir wurde beinahe schwarz vor Augen und ich verlor die Kontrolle über mein Fahrrad. Im nächsten Moment war ich am Boden. Ich war kurz geschockt, aber stand einfach wieder auf und nahm mein Fahrrad, dann rannte ich zum Fahrradträger. Ich habe versucht, meine Socken anzuziehen, aber mein rechter Fuß war blutig. Meine Hände waren auch blutig. Ich hatte einen Moment des Zögerns, aber zog die Socken an. Zum Glück waren meine Socken rot. Ich habe kein Blut gesehen. Der Rest lief automatisch, wie in Kienbaum eingeübt.
Ich wusste, dass die Temperatur von Minute zu Minute steigen wird. Also dachte ich, ich renne so schnell wie möglich, bevor alles schmilzt. Ich habe so viel Wasser getrunken, wie ich bekommen konnte. Ich goß auch Wasser über meinen ganzen Körper. Auf den ersten Kilometern habe ich schon viele Teilnehmer gehen sehen. Schritt für Schritt stieg die Temperatur. Bei Kilometer 14 sank meine Körpertemperatur nicht mehr, obwohl ich so viel Wasser auf meinen Körper gegossen hatte. Ich begann an mein Überleben zu zweifeln. Bei den letzten 5 Kilometern dachte ich, ich wäre okay. Falsch! Ich fing an, so viele fit aussehende Leute zu sehen, die auf den letzten 2 Kilometern plötzlich auf die Strecke ko…en. Ich versuchte mich einfach nur auf jeden Schritt zu konzentrieren. Auf den letzten 700 Metern attackierten mich plötzlich zwei Japaner. Einer davon überholte mich, aber ich konnte mithalten und er ließ nach 50 m nach. Der andere, „Andy“ war in der M25 AK und startete ungefähr eine Minute vor mir. Ich habe mich mit 10 Sekunden Abstand hinter ihm gehalten, damit ich weiß, dass ich ihn schlagen würde. Das hat mir geholfen, den 6. Platz in meiner AK zu erreichen, da es in den nächsten paar Minuten ungefähr 10 Leute gab.
Am Ziel war ich einfach so glücklich, dass ich überlebt habe. Ich kannte die Zeit nicht, wusste aber, dass ich in der Wertung in Ordnung war, weil ich nicht so viele Konkurrenten vor mir sah. Später zeigte Stefana mir, dass ich in 4:41:28 als Sechster ins Ziel gekommen bin. Ich wusste, dass ich einen Platz für die WM in Nizza bekommen würde, da mindestens 4 Leute vor mir schon qualifiziert waren. Der zweite Slot war für mich ein Happy End.
Ich kann 70,3 Vietnam empfehlen, wenn ihr gern in die Sauna geht und euch auch vorstellen könnt, darin zu laufen. Das Resort ist wunderschön. Die Leute sind sehr nett und lächeln immer. Stellt sicher, dass ihr viel in einem geschlossenen Badezimmer mit Heizung fahrt. Dann werdet ihr es als gutes Aufwärmprogramm für das Rennen zu schätzen wissen.