Wer hatte eigentlich die Idee bei den Deutschen Meisterschaften der Altersklassen in Düsseldorf zu starten??? Und dann noch ein Stadttriathlon??? Diese Frage haben wir uns immer und immer wieder gestellt. Das Wochenende hätte doch so schön relaxed sein können, dachten wir, Sabine Pfaffinger, Daniela Stephan und Ilona Täge, noch am Samstagmittag um 11.30 Uhr. Aber das Startgeld war bereits seit Monaten bezahlt und die Unterkunft gebucht – also Augen zu und durch!
Die Fahrt nach Düsseldorf verlief reibungslos. Ohne Pause und ohne Stau erreichten wir kurz nach 17:00 Uhr die Jugendherberge in Düsseldorf, die zentral am Rhein und zentral zum Wettkampfgeschehen lag. Beim anschließenden Aktivierungslauf wurden Sabine und ich von hunderten von großen und kleinen Kaninchen über die Rheinwiesen begleitet. Es war herrlich – die Sonne lugte durch die Wolken, strahlte den Funkturm von Düsseldorf an und ließ den Rhein glitzern. Einige Düsseldorfer holten große Lenkdrachen raus und ließen sie auf den Rheinwiesen in den mittlerweile blauen Himmel steigen. Die Skyline von Düsseldorf wirkte perfekt. Leider waren wir für die Ausgabe der Startunterlagen zu spät dran, so dass die Nudelparty ohne uns stattfand. So musste der teure Italiener an der Ecke herhalten, den wir zusammen mit René Landgraf und Peter Kirmis eroberten. Die Portionen waren für Triathleten definitiv zu übersichtlich und den Absacker bekamen wir als Sportler vor dem Wettkampf auch nicht. Dafür sprang eine frühe Nachtruhe raus.
Am Sonntagmorgen wurden wir von Isa, die bereits um 7:30 Uhr vom Frühstück zurück kam und sich für den bevorstehenden Wettkampf rüstete, geweckt. Das Wetter war optimal – strahlend blauer Himmel, Sonne und nur ganz wenig Wind. Die morgendlichen Temperaturen waren allerdings nur 9°C – brrrr, viel zu kalt. Wir hatten ja bis zu unserem Start noch Zeit und gaben die Hoffnung auf Temperaturen um die 20°C nicht auf. Der Start der Deutschen Meisterschaften der Altersklassen über die Olympische Distanz war für die Herren um 14.30 Uhr für die Damen 20 Minuten später. Vom TuS Neukölln Berlin mit dabei waren: Andreas Schröder, René Landgraf und Peter Kirmiss. Bei den Damen starteten Katrin Burow, Antje Ungewickell, Daniela Stephan, Sabine Pfaffinger und Ilona Täge. Für die meisten von uns war ein Podiumsplatz in der Altersklasse illusorisch – aber in der Teamwertung sollte ein Medaillenplatz auf alle Fälle machbar sein.
Bis zu unserem Start hatten wir so viel Zeit, dass wir alle Highlights der Jugend/Junioren männlich/weiblich und die Starts der 1. Bundesliga männlich/weiblich in Ruhe miterleben konnten. Wir sahen Isa aus dem Wasser stürmen, später vom Rad springen und lossprinten, fieberten mit unseren Bundesliga-Männern mit und feuerten sie lautstark bei den bevorstehenden Wechseln an. Auch Jan Frodeno und Christian Prochnow konnten wir hautnah erleben – leider ohne Autogramm.
Dann wurde es auch für uns ernst. Nach dem Check-in, dem Einrichten des Wechselplatzes und dem Einlaufen, ging es mit Neoprenanzug und zwei Badekappen zum Schwimmstart. Fünf Minuten vor dem Start fand das Einschwimmen statt – Eisbaden – Frostschwimmen. Ich war trotz Neo innerlich erstarrt, zitterte, hatte blaue Lippen und gefühlt abgestorbene Hände und Füße. Warum tue ich mir das an? Warum musste der Rhein sooo kalt sein? Fragen die aufgrund der Kürze der Zeit bis zum Startschuss nicht mehr erörtert werden konnten. Startschuss – Tunnelblick und auf geht’s! Das erste faire Schwimmen, dass ich miterlebt habe – kein Hauen und kein Stechen bei den Athleten – man konnte von Beginn an sein eigenes Tempo schwimmen. Zwei Runden à 750 Meter mussten absolviert werden. Nach der ersten Runde war mir endlich warm. Leider hatte ich ständig das Gefühl, dass Startnummernband, das am Fuß getragen werden musste, zu verlieren.
Nach dem Wasserausstieg ging es den endlos langen Weg in die Wechselzone, raus aus dem Neo und rauf auf’s Rad. Die Radstrecke war eine 20 Kilometer Runde, die zweimal durchfahren werden musste. Sie bestand in der Innenstadt Düsseldorfs aus Kurven, Kurven, Kurven, zwei Brückenüberfahrten, Kopfsteinpflaster und einer anschließenden 10km langen, schnellen Strecke zum Messegelände. Vorausschauendes Fahren war auf der ersten Runde angesagt, aber in der zweiten Runde ging alles gleich viel schneller. Die Strecke raus zum Messegelände war fantastisch, linker Hand glitzerte der Rhein und die großen Kähne fuhren auf ihm. Am sonnigen Himmel waren die großen Flieger bei ihren Starts vom Düsseldorfer Flughafen zu sehen und unten auf den Straßen schlängelte sich eine nicht enden wollende Schlange von Radfahrern durch Düsseldorf – eine geniale Wettkampfkulisse. In der Innenstadt war die Radstrecke abgegittert worden, das erleichterte den Athleten das schnelle Fahren und Überholen, gleichzeitig konnten die Zuschauer entlang der Rheinpromenade alles hautnah miterleben und feuerten die Radfahrer enthusiastisch an. Man fühlte sich gut bei so viel Beifall und Zurufen. So machte Triathlon Spaß!
Wieder zurück beim Radabstieg musste man einen gefühlt 800 Meter langen gepflasterten Weg barfuß zur Wechselzone rennen, um dann in die Laufschuhe zu schlüpfen und auf die letzte 9,6km lange Laufstrecke zu gehen. Diese verlief durch die Medienstadt des Düsseldorfer Hafens. Es war ein schneller Laufparcour. Wer nicht nur Augen für das Ziel hatte, konnte neben dem Verpflegungsstand und der witzigen Holzbrücke auch einige sehr interessante und skurrile Bauwerke und Designerhäuser für sich entdecken. Beeindruckend waren das silberfarbene metallic-glänzende Haus mit den schrägen Fenstern und das Gebäude mit den bunten Knetmännchen an der Außenfassade. Auf die habe ich mich in jeder Runde gefreut. Als ich auf die Strecke kam, hatten die schnelleren Athleten vor mir schon mindestens eine Runde hinter sich. Also fixierte ich einen Läufer mit gleicher Schrittlänge und blieb zwei Runden an ihm dran. Das Tempo war gut und ich fühlte mich super. Aufbauend und anspornend waren auch die Zurufe von Ian, David, Lara und Hotte. Vor allem als es in die letzte Runde ging, waren sie noch einmal Aufmunterung alles zu geben und aus sich rauszuholen. Mittlerweile waren die frischen Athleten der offenen Olympischen Distanz auf der Laufstrecke. Eine neue unverbrauchte Zielperson wurde fixiert und ich versuchte das Tempo mitzulaufen, um nicht in meinem eigenen Tempo langsamer zu werden. Genial und grausam zu gleich, denn die Beine taten weh. Endlich – die Zielgerade ist in Sicht. Geschafft und das mit persönlicher Bestlaufzeit. Wahnsinn! Und ich bin nicht die Letzte geworden – mein persönliches Ziel habe ich erreicht. Und jetzt weiß ich auch wieder ganz genau, warum ich Triathlon mache.
Die Wettkampf-Atmosphäre in Düsseldorf war etwas ganz Besonderes: Die Zuschauer waren begeistert und zeigten wahres Interesse an dem Triathlonsport. Sie feuerten jeden Athleten enthusiastisch an. Es war eine rundum sehr professionell organisierte Veranstaltung mit einem straffen Zeitmanagement. Aber auch die Vereinsstimmung war großartig – Ian, David und Lara waren hervorragende Motivatoren für die laufenden TuSsis der AK40 und aufwärts.
Bei der abschließenden Siegerehrung belegte Katrin Burow den 3. Platz in der AK 35 bei den Deutschen Meisterschaften über die Olympische Distanz.
Bei der Ehrung der Mannschaften räumte der TuS Neukölln Berlin wieder richtig ab. Das Männer-Team der AK 50/55 mit Andreas Schröder, René Landgraf und Peter Kirmis holte sich die Goldmedaille.
Das Damen-Team der AK 40/45 mit Antje Ungewickell, Daniela Cramer und Sabine Pfaffinger bekamen die Silbermedaille über die Olympische Distanz überreicht. Wieder einmal hat sich gezeigt: „Gemeinsam sind wir stark!“. Im Team kann man eben mehr erreichen.
Gegen 21.00 Uhr haben wir Düsseldorf in Richtung Berlin verlassen. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr?!