Freitag, den 07.09.2012,16:00 Uhr: Der Wetterbericht sagt für den Sonnabendvormittag kein gutes Wetter voraus. Es drohen Regenschauer und ich überlege mir ob ich überhaupt zur Startnummernausgabe zum Strandbad Wannsee fahre. Vor 24 Jahren, wo ich mit dem Triathlon angefangen habe wäre mir der Gedanke nie gekommen, aber jetzt mit 46 Jahren ist das Wetter schon ein Faktor.
Vielleicht wird das Wetter ja doch besser und außerdem freut man sich auf die alten bekannten Gesichter und den Smalltalk. Der Wettkampfbeutel wird schon für morgen gepackt und ab geht es zur Startnummernausgabe.
Der Himmel zieht sich immer mehr zu.
17:00 Uhr Startnummernausgabe: Die Stimmung und Vorfreude steigt. Man trifft viele alte Bekannte und schwatzt. Den Ausweis muss ich bei der Startnummernausgabe nicht vorzeigen. „Du bist doch Winfried. Dich kennen wir doch schon seit 30 Jahren“ wird mir entgegnet. 30 Jahre sind es zwar noch nicht aber 24 Jahre. „Du bist doch der, der im Schwimmen relativ langsam ist aber dafür schnell laufen kann!“ Ich freue mich über den Zuspruch. Die Stimmung steigt weiter.
Kurz wird noch das Strandbad Wannsee besichtigt um Atmosphäre für den nächsten Tag aufzusaugen – und der Himmel zieht sich immer mehr zu.
Freitag gegen 20:00 Uhr: Es fängt an zu regnen.
Sonnabend 05:30 Uhr: Der Wecker klingelt und mein Blick geht zum Fenster – es regnet. War ja klar.
Was soll es. Der Transponder ist abgeholt und muss sowieso abgegeben werden, also packe ich meine Sachen und fahre zum Strandbad Wannsee, vielleicht hört es ja auf zu regnen?!
07:00 Uhr: Ich checke ein. Der Regen wird stärker. Meine Gedanken kreisen sich um den „Willi“ und die Abfahrt bei der Regennässe. Vor 20 Jahren war man da wesentlich entspannter, heute denkt man mehr an seine Sicherheit. Was soll´s – Du schaffst das schon. Dann halt mit angezogener Handbremse den Berg herunterfahren.
Man trifft die alten Bekannten. Unser Abteilungsleiter kommt mir humpelnd entgegen und auch Stefan Schilling hat drei Mal überlegt mit seiner entzündeten Achillessehne und dem Regenwetter überhaupt an den Start zu gehen.
Uns allen treiben aber die Leidenschaft und die Liebe zu diesem Sport an und so stehen wir Veteranen auch in diesem Jahr wieder am Strand des Wannsees ergraut, mit Falten im Gesicht und den kleinen Wehwehchen.
09:05 Uhr: Der Startschuss erfolgt für die Alten bis ganz Alten (ab AK 45). Ich stürze mich mit meinem Neopren in die Fluten des Wannsees. Es beginnt noch heftiger zu regnen. Das Wasser ist so grau wie der Himmel, aber ich bin wieder „heiß“.
Nach 13:51 min Sekunden erreiche ich das Ufer des Wannsees und blicke mit Ehrfurcht auf die vielen Stufen die vom Strand hoch in die Wechselzone führen. Reicht die Puste noch, bekomme ich keinen Hexenschuss? Puh – früher hat man daran keinen Gedanken verschwendet, aber jetzt? Es flutscht. Ich kämpfe mich die Treppe hoch und renne an vielen Teilnehmern vorbei. Bei diesem Wettkampf ist neben dem Schwimmen auch die läuferische Fähigkeit gefragt.
Die Radschuhe aus der vor dem Regen geschützten Tüte geholt und auf geht es. Die Radbrille setze ich nicht auf, bei dem Regen sinnlos und nur sichteinschränkend.
In der ersten Kurve steht schon das Wasser, ich bremse deutlich ab und fahre vorsichtig in den Kronprinzessinnenweg. Nasses Laub, Eicheln und die nasse Fahrbahn lassen mich mit Zurückhaltung die Radstrecke in Angriff nehmen. Nach ca. 7 Km rast Marco Thieme (M 40) und mit 5 Minuten hinter mir gestartet sprichwörtlich wie die „Feuerwehr“ an mir vorbei. Klasse, denke ich und mutig bei den Straßenverhältnissen.
Als Leichtgewicht kämpfe ich mich den „Willi“ unseren Berliner Hausberg ganz gut nach oben und überhole den einen oder anderen Radfahrer. Bergrunter wendet sich das Blatt. Ängstlich und auf Sicherheit bedacht rolle ich vom Berg hinunter und bremse in der Kurve ab.
Der Krankenwagen hat auch schon einige Fahrer aufgesammelt, die zu unvorsichtig die Kurve nehmen wollten.
Nach 49:41 Minuten Radzeit inkl. Wechsel und 24,9 Km gefahrenen KM geht es nun auf die Laufstrecke. Ich freue mich, da jetzt mein Wettkampf erst richtig beginnt. Meter um Meter sammle ich die Läufer vor mir ein.
Nach 01:25:01 Minuten laufe ich glücklich und zufrieden ins Ziel. Es hat aufgehört zu regnen.
Dann folgen die Gespräche mit den anderen Teilnehmern. Das Rad zusammengepackt und ab geht es nach Haus zu Familie. Abends wird der Computer angeschmissen und die Ergebnisse begutachtet:
Platz 28 (3.Platz) bei der Jedermann-Wertung: 82.Schwimmzeit – 92. Radzeit und die schnellste Laufzeit ( 19:46 Minuten) bei den Jedermenschen.
Sonnabend 23:00 Uhr: Glücklich und zufrieden wickele ich mich in mein Bett ein und mach die Augen zu. Schön dass ich doch gestartet bin.
Winfried Schumann