Nicht ganz einfach sich um diese Jahreszeit nochmal auf einen Triathlonwettkampf einzustimmen. Ganz zu schweigen von der Vorbereitung. Alle anderen haben bereits die Beine hochgelegt und denken an Weihnachten. Einsame Trainingseinheiten bei zunehmender Kälte und Dunkelheit machen es nicht einfacher sich zu motivieren. Wenn dann auch noch das ein oder andere Zipperlein die Vorbereitung erschwert, kann man leicht den Glauben an einen tollen Wettkampf verlieren. Nicht so bei Andreas!
Rennbericht:
24.11.2012, noch 24 Std. bis zum Start. Letzte Vorbereitung, 7:00 Uhr am Strand von Cozumel am Palanka Riff. Trotz Verabredung keiner da aus der Berliner Gruppe. Kein Thema – Raphael ist ja mit – 6 min Einschwimmen – schöner Wellengang – danach 6 x 20 Züge max. – Ausschwimmen – kurzes Frühstück – 20 min warmfahren – 3×1 min max. gegen den Wind, das Laktat kam schon nach 20 sec. aus den Oberschenkeln – 5 min. ausfahren – rein in die Laufschuhe – 5 min laufen im geplanten Wettkampftempo – danach chillen.
16:00 Uhr Radabgabe, Wahnsinn – ca. 3000 Räder am Strand – abends noch 30 min in der heißen Badewanne in „meine Base“ von Jentschura, kann ich nur empfehlen. Letzte Mahlzeit mittags, abends noch ein Brei von Jentschura, kann ich auch nur empfehlen – Sachen noch gecheckt – Bettruhe.
25.11.2012 – 04:00 Uhr Wecker – duschen – dehnen – Jentschura plus Banane und 1 Liter Wasser mit High five – 05:00 Uhr Abfahrt mit Hannes, die anderen chillen noch in der Frühstückslounge und strahlen Entspannung aus – 05:30 Uhr am Rad, tolle Atmosphäre, noch völlig dunkel, nur ein paar Baustrahler bringen etwas Licht in die Szenerie. Kurzer Check – Luft, Flaschen, Pumpe, Schaltung, Laufräder, Ernährung, Schuhe, das Übliche halt. Helm, Startnummer und Brille sind im Wechselbeutel. Das Rad noch mit einem Hotelhandtuch markiert, das war’s, auf zu den supportern. 06:00 Uhr, noch 1 Std., die Spannung ist bei allen Athleten spürbar, aber Hektik ist trotz der 3000 Teilnehmern und ca. 3x so vielen Fans und Zuschauern nicht festzustellen. Ich ziehe mich warm an und gehe mich einlaufen. 30 min und ein paar Spurts sind geplant. Das Wasser ist leider wellig und nach Schatten sieht es an diesem Tag auch nicht aus. Als ich zurückkomme, ist der Startbereich übervoll. An meine supporter komme ich nicht mehr ran. Einteiler anziehen, Vaseline möglichst überall wo es scheuern kann und ab auf die lange Startmole. Von dort aus komme ich zum Glück nochmal an meine supporter. Sachen abgeben und los geht’s in die Meute. Wer gedacht hat, 3000 Teilnehmer auf einem Holzsteg ca. 3,00 m über Wasserniveau rechtzeitig an die Startlinie zu bekommen, der ist mehr als ein Optimist.
Es sind nur noch knapp 5 min bis zum Start und ich stehe noch auf der Brücke, langsam wird es eng. Ich springe ins Wasser und habe noch ca. 300 m vor mir. Hektik kommt bei allen auf, jeder versucht zur imaginären Startlinie zu gelangen. Das Feld schwimmt schon voll an. Das war’s, dachte ich mir. Ein Start von seitlich hinten und ca. 1000 Schwimmer vor mir, na super. Dann der verzweifelte Versuch des Veranstalters das Rennen mit Hilfe von mehreren Jetskifahrern halsbrecherisch zu stoppen. Ich schaffe es gerade bis an die erste Linie, dann fällt der Startschuss. Die ersten 10 min. sind die erwartete Katastrophe, wenn man nicht gerade Michael Phelps heißt. Bis zur ersten Wendeboje sind es ca. 800 m, danach über 2 km parallel zum Strand. Es läuft gut, ich schwimme Richtung offenes Meer ohne „Feind“ Berührung parallel zum Rudel, das ist zwar nicht besonders effektiv, dafür aber sicher. Nach der letzten Boje zieht sich die Strecke wie Gummi. Am Ende waren es deutlich mehr Meter als die geplanten 3800. Der Wasserausstieg ist schwierig, da die Treppe Oberkante Wasser anfängt. Toll.
Bis zum Wechselbeutel sind es ca. 200 m, finde zum Glück schnell den Beutel, ab ins Zelt und dann zum Rad. Nochmal ca. 400 m mit Rad über ruppiges Gelände, nicht schön – aber selten. Endlich auf dem Rad, kurzer Blick auf die Uhr 1:07 min. Das war schon ein kleiner Schock, geplant waren mit Wechsel max. 1 Std. Egal, dafür gibt es zwei Gründe, schlecht geschwommen oder zu lange Strecke. Da ich mich gut gefühlt habe musste das Zweite zutreffen, außerdem war der Wechselbereich noch übervoll. Wie geplant, erste Verpflegung, danach alle 20 min ein Gel, alle 15 min 250 ml. Flüssigkeit. Insgesamt komme ich an diesem Tag auf ca. 20 Gels und ca. 14 ltr. Flüssigkeit. Auf der Strecke ist es windig und der Asphalt ist teilweise sehr ruppig. Ich fühle mich super, alles läuft. Ich fahre durchweg 53/14, nur am offenen Meer, wo der Wind mächtig bläst, 53/16. Nach 95 km fahre ich in die Spezial Verpflegungszone, dort konnte man in einer Tüte seine eigene Ernährung abgeben. Die Sache ist perfekt organisiert, der Stopp dauert gerade einmal 75 sec. Hannes hatte jedem geraten, darauf nicht zu verzichten, das war auch richtig so. Einzig die Füße tuen mir am Ende etwas weh, sonst nix. Nach 3 Runden erfolgte die Einfahrt zur Wechselzone, ich weiß nicht warum, aber ich bin entspannt dran vorbei gefahren. Kurzes Stopp, zurück und ab ins Wechselzelt. Kurzer Blick auf die Uhr, 6:05 Std., also unter 5 Std. Rad gefahren. Das war geplant. Super. Die Mexikaner haben in dem Wechselzelt perfekt geholfen. Einteiler aus, kurze Laufhose und Top an, Vaseline an die Füße, Socken ja oder nein, habe mich letztendlich dagegen entschieden, Mütze auf und los geht’s.
Man merkt eigentlich sofort ob es läuft oder nicht. Es läuft. Die ersten 5 km in 21:34, leider zu schnell, das war mir klar. 10 km in 45:17 noch zu schnell. Geplant war ein 5 er Schnitt. Und das der Mann mit dem Hammer kommt, ist eigentlich normal. 3 Runden galt es zu laufen, hin 7 km und zurück 7 km. Wie immer sind es die verdammten Oberschenkel die irgendwann anfangen zu schmerzen. Ich weiß nicht warum, aber Frauen haben das Problem offenbar nicht. Leider laufe ich an der eigenen Verpflegungsstelle vorbei. Mir geht mein Gel aus. So gesehen musste ich 2 x Powerbar Gel zu mir nehmen. Danach geht’s mir wie immer schlecht. Zum Glück stehen meine supporter bei km 28. Kurzes Stopp, dehnen, das war eigentlich auch alle 50 min geplant, habe ich aber leider auch vergessen.
Danach läuft’s wieder besser. Ich kann das Tempo halten und die letzten 2 km noch in 9 min laufen. Der Zieleinlauf ist phänomenal, langes und enges Spalier, wie bei der Tour de France am Berg, alle wollen einen abklatschen, noch 200 m, eine riesige Tribüne mit enthusiastischen Zuschauern bildet den Abschluss. Noch ein kurzer Anstieg bis zum Zielbogen, geschafft.
9 Std. 40 min und 41 sec. bedeuten Platz 1 in der AK 50-54. Insgesamt 54er von fast 3000 Teilnehmern. Hawaii kann kommen. 5 min. später kommt das was immer kommt. Schmerzen in den Beinen und die Blasen an den Füssen melden sich, dazu sackt der Kreislauf ab. Jubelempfang der supporter, ich bin überglücklich nicht allein zu sein. Persönliche Wettkampfbetreuung ist das A und O bei einem Ironman, auch noch nach über 20 Jahren. Im Zielbereich stehen zig. Poolbecken mit eiskaltem Wasser. Nichts wie rein, ein Nierenversagen war näher als die erhoffte Linderung der Schmerzen. Ab ins Massagezelt. Perfekt, keine demotivierten Handaufleger, wie beim Berlin Marathon üblich, sondern geschulte und entspannte Profis. Danach auf den Festplatz, riesige Stimmung, es wird dunkel und das erste Bier nimmt seinen Lauf.
Fazit: Die gesteckten Ziele konnten erreicht werden, das Rennen lief perfekt für mich, trotz der diversen Störungen während der Vorbereitungszeit. Bandscheibenvorfall über 6 Wochen, 3 Wochen kein Schwimmen nach Radsturz beim Crossen mit Raphael und 3 Wochen kein Laufen nach schwerer Zerrung beim Tempotraining mit Raphael für seinen Mini Marathon. Man(n) und das Umfeld muss nur hartnäckig dran glauben, dann klappt’s auch. Jetzt genießen wir noch das atemberaubende Mexiko, die überaus freundlichen Majas und den Tequila.
Gruß Andreas