Jörg Kaiser und Dirk-Oliver Beyer (DOB) wagen einen sportlichen Ausflug in unser Nachbarland Polen. Der Ironman 70.3 in Gdynia an der Ostseeküste ist in einer Woche das Ziel. Wir haben die Zwei auf ihre Erwartungen angesprochen.
Triathlon in Zeiten von Corona
Das Event war ursprünglich auf den 2. August terminiert. Es findet nun am 6. September statt. Dass es ein außergewöhnlicher Wettkampf wird, zeigt ein Blick auf die Hygieneanforderungen. Die Startunterlagen gibt es im Paket, Unterschriften und Wettkampf-Besprechung entfallen – alles wird online gemacht. Überall muss mit Maske aufgetreten werden, sogar in der Wartezone zum Start. Erst direkt vor dem Schwimmstart dürfen die Masken fallen.
Ob Zuschauer im Zielbereich zulässig sind, ist noch nicht sicher. Athleten können Fotos senden, die im Zielbereich aufgestellt werden. Verpflegung auf der Strecke gibt es nur verpackt, nichts offenes z.B. Wasser im Becher. In der Wechselzone hat jeder alle Sachen am Platz, so wie beim Jedermann. Es gibt keine Beutel-Depots.
Die Laufstrecke wurde von 3 auf 2 Runden geändert, damit weniger Überholvorgänge stattfinden, ebenso wurden Wendepunkte gestrichen, um die Dichte der Athleten zu entzerren. Auch im Ziel gibt es Finisher-Pakete, wo alles drin ist (Shirt/Medaille/Verpflegung), damit jeglicher persönliche Kontakt vermieden wird. Eine Pasta-Party und After-Race-Party gibt es natürlich nicht, dafür bekommt jeder Athlet 2 Gutscheine für Menüs in diversen Restaurants in der Stadt, die man zwischen Freitag und Montag einlösen kann.
Qualifikationsplätze für die 70.3 WM im Blick
Es gibt verschiedene Startgruppen mit entsprechenden Startzeiten. Auch bei diesem Ironman wird es wieder den Rolling Start geben, der die Einhaltung der Abstandsregeln erleichtert. Jörg und DOB starten gemeinsam in der letzten Welle um 8:40 Uhr. Die Profis gehen um 7.00 Uhr ins Wasser.
Den besten AK-Triathleten winken Qualifikationsplätze für die 70.3 WM 2021 in St. George, Utah, USA. Die genaue Zahl der Plätze als auch die Chancen lassen sich durch die vielen Absagen und die unsichere Anzahl der Teilnehmer nicht abschätzen. „Wir sind jedenfalls sehr zuversichtlich“, sagt Jörg zu den Chancen.
Beide reisen am Freitag vorm Rennen an. „Wir haben eine Unterkunft im Start- und Zielbereich gewählt, um die Wege möglichst kurz zu halten. Welche Corona-Regeln im Hotel gelten ist noch unklar“, erklärt Jörg. Montag geht es wieder heimwärts.
Trainingsform top! Und im Wettkampf?
Jörg und DOB haben in den letzten Wochen oft gemeinsam akribisch an der sportlichen Form gearbeitet. Im Vordergrund standen dabei das Radfahren und das Koppeltraining. Sie sind guter Dinge, dass sie, sollte der Termin nicht doch noch aus aktuellem Anlass abgesagt werden, optimal vorbereitet sind. Trainingslager waren nicht möglich. Die Vorbereitung begann im April, erst einzeln, nach den Lockerungen auch zu zweit.
Jörg ist laut DOB sehr gut in Form: „Er konnte ein großes Trainingspensum realisieren und war immer gesund“. DOB selbst kämpft seit Jahresbeginn mit Problemen an Knie und Schulter. Er hatte bis Juni Laufverbot und Schwimmen ging auch nicht ideal. „Beim Radfahren läuft es seit einer Zahn-OP Ende April gut, das Knie ist wieder voll belastbar,“ so DOB. Coronabedingt fehlen einige Freiwasser-Einheiten.
Die Wahrheit ist auf dem Platz
Schwer einschätzbar ist, was die Trainingsstunden im Rennen wirklich bedeuten. Es gab keine Vorbereitungswettkämpfe. Gut nur, dass alle Sportler dieselben Probleme haben. DOB hofft auf die Erfahrung der letzten Jahre. Er meint, „dass vor allem mentale Stärke gefordert ist. Man hat sich vorbereitet, ohne zu wissen, ob der Wettkampf stattfindet. Das war schon schwer genug.“
Corona hat auch den Alltag der Beiden verändert: bei Jörg hat sich das Arbeitsumfeld (Home-Office, weniger Reisen) geändert. Bei DOB ist die Belastung (Gesundheitswesen/Sorge vor Mitarbeiter-Ausfällen) in der Zeit eher gestiegen. Gefragt, in welchem Bereich Corona ihr Leben sportlich beeinflusst hat, sagten beide unisono, dass es schwer war, die Schwimmpause zu kompensieren. Und dass das erste Training nach den Lockerungen mit den bekannten Gesichtern das schönste Training überhaupt war.
Das Fernziel für Jörg und DOB ist eigentlich der Ironman70.3 in Shanghai Mitte Oktober. Nur mit den aktuellen Corona-Vorschriften (14 Tage Quarantäne) nach Einreise in China ist eine Teilnahme aktuell nicht realistisch.