Dirk-Oliver Beyer (DOB) und Andreas „Pelle“ Pelz starten am Sonntag beim Ironman in Hamburg. DOB hat zur Langdistanz eine ganz besondere Beziehung. Welche das ist und wie seine Vorbereitung lief, hat er uns im Vorfeld verraten.
Hamburg als Zwischenstopp auf dem Weg nach Hawaii
An seine letzte Langdistanz erinnert sich DOB noch genau: „Das war vor 25 Jahren in Roth. Ich war so fertig, dass ich einen Nachrücker-Platz für Hawaii nicht angenommen habe, obwohl unsere Hochzeitsreise 1996 nach Hawaii ging. Ich wollte lieber die Flitterwochen genießen.“ Zur Erinnerung: damals wurde Hellriegel Zweiter hinter Van Lierde.
Der Plan war nun, 2021 die Silberhochzeit auf Hawaii zu feiern, mit DOB als Teilnehmer der Ironman-WM. Durch Corona wurde der Termin in Hamburg auf Ende August verlegt und die Qualifikation, so sie denn gelingt, gilt nun für Hawaii 2022! Aber wie realistisch ist der Gewinn eines Slots für Kona überhaupt? „Alle wollen einmal nach Hawaii – ich natürlich auch“, erklärt DOB. „In der AK50 muss schon eine Zeit um 9:30h her. In Roth habe ich 1996 nach 10:01h gefinisht – da sind 9:30h also ein hohes Ziel, wenn man 25 Jahre älter geworden ist“, bleibt er realistisch.
Die Marschtabelle steht
Beim Blick auf die Teilstrecken hat DOB klare Erwartungen an sich. Das Schwimmen ist aufgrund der Corona-Trainingsrückstände nicht optimal vorbereitet, aber auch nicht entscheidend. „Ich wäre ich mit 1:40min auf 100m also ca. 1:03h auf 3,8km zufrieden.“ Wichtiger ist ein zügiges und anfangs nicht zu hartes Tempo auf der Radstrecke. Hier ist eine Zeit knapp unter 5:00h, also ein Tempo von 36,5km/h sein Plan. „Mein Traumziel ist nach 6 Stunden auf die Laufstrecke zu gehen und mich noch gut zu fühlen. Den Marathon will ich in 3:30h (5min/km) absolvieren.“ Somit könnte es mit 9:30h im Ziel passen, wenn es optimal funktioniert! Die Wetteraussichten mit Regen und viel Wind dürften zum Problem werden, für alle natürlich.
Neun Monate harte Vorbereitung sind geschafft
Das so eine Leistung kein Zufall ist, zeigt der Blick auf die Gesamtstrecken, die DOB seit Dezember 2020 bis August 2021 im Training absolviert hat. Sie summieren sich auf 100km Schwimmen, 11.000km auf dem Rad und 1500km Laufen. Dazu kommen diverse Stabi- und Athletikeinheiten. Wenige Tage vor dem Wettkampf sind die Trainingsumfänge nun stark reduziert.
Die Vorbereitung begann im Dezember 2020 mit Radtraining auf der Rolle. Das hieß 3000km im Keller auf dem Hometrainer bis Ende Februar. Dann die Flucht nach Mallorca Mitte März, um mal draußen in Ruhe zu radeln. Ende des Jahres brach eine Wadenverletzung wieder auf. Laufen war nur schwer möglich. Das Frühjahr war geprägt von diversen Arztbesuchen. Die Radform ging gut nach oben. Das Schwimmen war durch Corona nicht möglich. In Summe keine optimalen Voraussetzungen. Trotzdem „kam ich auf eine Trainingszeit von 12 bis 18 Stunden in der Woche mit Spitzen von 30 Stunden im Trainingslager. Eine Basiswoche hatte 250 bis 300km Rad, 50km Lauf und ab Juni 5km Schwimmen“, beschreibt DOB sein Pensum.
Da ist die Frage nach der Organisation nicht weit: wie bekommt man alles unter einen Hut? „Bei 50 Stunden Wochenarbeitszeit sind Zeitmanagement und Disziplin der Schlüssel. Mit der Familie wurde im Vorfeld abgestimmt, dass ich für mindestens 9 Monate nur zum Essen und Schlafen zuhause sein werde. Das war für alle Beteiligten nicht einfach“, gibt er zu.
Letzte Tests in Treptow, Bad Saarow und Oschersleben erfolgreich
Aktuell stimmt die Form, die Wadenprobleme sind seit Mitte Juli beseitigt. Laufen geht so über längere Zeit ohne Probleme. „Die Radform ist stabil. Das Schwimmen passt noch nicht ganz“, beschreibt DOB seine aktuelle Verfassung.
In der Vorbereitung gab es zuletzt kürzere Wettkämpfe in der Regionalliga und Anfang August eine Olympische Distanz (1/4 vom Ironman) am Scharmützelsee, alle mit sehr guten Resultaten. „Als Zuschauer beim Ironman Frankfurt/Main habe ich mir noch den finalen Motivationsschub geholt und die Bestätigung einer guten Vorbereitung durch die Leistung von Trainingspartner Jörg.
Soweit zum davor. Aber welche Belohnung winkt nach dem Rennen? „Das ist eine gute Frage! Dafür gibt es noch keine Planung – alles ist auf den 29. August ausgerichtet!“ betont DOB. „Als Belohnung für eine Hawaii-Qualifikation winkt die Silber-Hochzeitsreise im Oktober 2022.“
Auf die Frage nach den wichtigsten Unterstützern muss er nicht lange überlegen: „Danke sage ich schon mal meinem Coach Achim Herrgesell, der mich immer unterstützt hat und der für mich Motivator und Bremser zugleich war. Und ein großer Dank geht natürlich an meine Familie, die das alles erst möglich gemacht hat!
In Hamburg dürfen am Sonntag nur vollständig geimpfte Athleten starten. Es gibt einen Rolling Start in kleinen Gruppen mit 5-8 Aktiven. Das Starterfeld ist mit nur 1500 Startern nur halb so groß wie sonst. Ins Wasser geht es für DOB mit Startnummer 1178 bereits kurz vor sieben. Pelle hat die Nummer 1030. Für insgesamt 200 Sportler in der AK50 gibt es genau zwei Slots. DOB nimmt es mit Humor: „Wie sagte jemand zu mir: Da kannst du ja einen vorlassen!“
Bilder: Dirk-Oliver Beyer